Spielerinnen begeistern: Fünf Tipps für die Entwicklung von Games für Frauen

Lassen Sie sich die stetig wachsende Gruppe passionierter Gamerinnen nicht entgehen!


Auf der Welt gibt es Milliarden von Gamern. Und natürlich möchte jeder Entwickler von diesem Kuchen ein möglichst großes Stück abhaben, indem er Spiele auf den Markt bringt, die in der Community einen Nerv treffen, weil sie Persönlichkeit, Interessen und Motivationen ihrer Mitglieder widerspiegeln.

Dabei ist längst kein Geheimnis mehr, dass Frauen einen großen Anteil der weltweiten Gaming-Community ausmachen. Weibliche Gamer stellen inzwischen nahezu 50 % der Zielgruppe. Angesichts dessen ist es für Entwickler wichtiger denn je, dezidiert Videospiele für Frauen am Start zu haben. In diesem Blog geht es deshalb darum, wie Kreativteams Inhalte schaffen können, die für die vielbesungene „andere Hälfte der Menschheit“ attraktiv sind. Sie wollen mehr wissen?

Hier sind unsere fünf Tipps, wie Sie Games für Frauen entwickeln können.

1. Erzählen Sie eine Geschichte, die ALLE Gamer anspricht – unabhängig vom Geschlecht.

Wenn wir aus unserem Kerngeschäft der Lokalisierung eines gelernt haben, dann, dass es so etwas wie die „allgemeingültige Geschichte“ bei Licht besehen nicht gibt. Eine Story, die in einer Gruppe oder Kultur funktioniert, funktioniert nicht unbedingt auch in anderen Gruppen und Kulturen. Das gilt letztlich auch für die Zielgruppen im Gaming. Wer speziell Gamerinnen begeistern will, muss beim Schreiben und Entwickeln der Story und des Handlungsbogens auch besonders darauf achten, wie Frauen in einem Spiel dargestellt werden. Das heißt: 

Werden spezifisch weibliche Befindlichkeiten und Erfahrungen in der Erzählung berücksichtigt – und wenn ja, wie? Welche Rollen spielen weibliche Figuren und Charaktere in der dem Spiel zugrunde liegenden Story? Welche prägenden Charaktereigenschaften haben Ihre weiblichen Figuren? Welche Motive haben sie für ihre Handlungen? Und wichtiger natürlich noch: Kommen in Ihrem Spiel überhaupt Frauen vor? Ob und wie Sie diese Fragen beantworten, ist entscheidend dafür, wie Ihre Erzählung bei Gamerinnen ankommt – und zwar nicht irgendwie entscheidend, sondern damit steht und fällt beinahe alles.

Ein Blick auf die Filmbrache zeigt, wie es gehen kann: Dort kommt nämlich schon seit über zehn Jahren der sogenannte Bechdel-Test zur Anwendung, der Stereotypisierungen weiblicher Figuren aufdeckt und verdeutlicht, wo Frauen zu reinen Nebendarstellerinnen degradiert werden. Im Jahr 2011 wandte die UX-Designerin Elsa Bartley den Bechdel-Test auf Games an. Dabei ging sie von folgender Prämisse aus: 

„Es muss eine weibliche Figur geben, mit der man interagieren kann, die nicht gerettet werden muss und die keine Prostituierte ist.“ Sie merken schon: Es ist eigentlich eine sehr einfache Prämisse, die nicht viel verlangt. Sorgen Sie also dafür, dass Ihr Game diesem Standard entspricht – oder besser noch, ihn übertrifft.

2. Richten Sie Ihre Marketingstrategie auf weibliche Gamer aus

Unterschiede gibt es nicht nur in der Art, wie Frauen und Männer auf Erzählungen ansprechen, sondern auch darin, wie sie an Informationen kommen und Kontakte knüpfen. Sie müssen sich also klar machen, wie Frauen nach neuen Games suchen und wie sie fündig werden – und dann natürlich tunlichst dafür sorgen, dass Ihr Game dabei nicht übersehen wird.

So spielen laut einer Verbraucherstudie von Newzoo soziale Netzwerke eine wesentliche Rolle dabei, wie Frauen neue Games entdecken. 39 % der Frauen erhalten Game-Empfehlungen von Freundinnen, Freunden oder Familienmitgliedern, 20 % werden über soziale Netzwerke darauf aufmerksam. Männer hingegen werden nur zu 27 % durch Freundinnen, Freunde oder Familienmitglieder auf Games aufmerksam gemacht. Sie finden neue Games weitgehend auf Review-Seiten und über Videospielkanäle im Internet.

Es mag eine Binse sein, aber effektives Marketing erfordert nun mal ein fundiertes Verständnis Ihrer Zielgruppe. Wenn Sie verstehen, was Gamerinnen gerne spielen und wo Frauen nach Games suchen, dann sind Sie der Konkurrenz bereits (mindestens) einen Schritt voraus.

Hier erfahren Sie, wie wir Ihnen helfen können, auch Ihr Spiel weltweit zu vermarkten

3. Frauen in eSports: Die unterrepräsentierte Zielgruppe

Schon seit Jahren sind Frauen aus der Welt der Gaming-Wettkämpfe nicht mehr wegzudenken. Aber obwohl sie eine Bereicherung sind und man schon längst nicht mehr von einzelnen Exotinnen sprechen kann, die „die Szene aufmischen“, sind Frauen in der eSports-Community nach wie vor unterrepräsentiert, unterschätzt und nicht ausreichend gewürdigt. 

Von den Millionen an Preisgeldern, die Jahr für Jahr an Profi-Gamer ausgeschüttet werden, geht nur ein Bruchteil an Frauen. Laut BBC sind die 300 Top-Verdiener im eSport allesamt Männer, während die bestverdienende Frau in ihrer gesamten bisherigen Gaming-Laufbahn auf gerade einmal knapp 450.000 Dollar kommt. Zum Vergleich: Der bestverdienende Mann kassierte bislang über sieben Millionen Dollar. Diese Ungleichheit hat ihre Wurzeln in einer Tradition aus Schikane und Diskriminierung auf einem männlich dominierten Gebiet. So gelangen nur wenige Frauen überhaupt an die Spitze der eSports-Welt. Das daraus resultierende Fehlen weiblicher Vorbilder wiederum führt zu einem Teufelskreis: Frauen haben es schwerer, ernstgenommen zu werden, schaffen dadurch seltener den Durchbruch und müssen anderen den Vortritt lassen.

Weibliche Gamer zu stärken, ist daher der nächste wichtige Schritt bei der Überwindung sexistischer Stereotype und Klischees, wenn wir die Szene des Wettkampf-Gamings verändern wollen. Einige fortschrittliche Unternehmen ermutigen bereits zu Inklusion und haben diskriminierendem Verhalten in eSports den Kampf angesagt, Die Women’s Wildcard der Formel 1 etwa hat zum Ziel, die F1 Esports Series für die weibliche Rennsimulations-Community attraktiver zu machen, indem sie talentierten Spielerinnen Qualifikationen für die Pro Series garantiert. Riot Games geht mit VCT Game Changers sogar noch einen Schritt weiter. Das Turnier exklusiv für Frauen soll weiblichen Gamern eine sichere Möglichkeit bieten, in einem professionellen Umfeld ihre Kräfte zu messen. 

Mehr als ein begrüßenswerter Anfang hin zu Geschlechtergerechtigkeit im eSport können beide Initiativen allerdings nicht sein. Dazu gibt es nach wie vor eine viel zu große Ungleichheit bei Unterstützung und Finanzierung von Frauen und Männern im Gaming. Melanie Capone, ihres Zeichens Spielerin bei Cloud9 White, fordert von Videospielunternehmen deshalb mehr. 

„Meiner Meinung nach muss man die Unterstützung [weiblicher] Teams mit einem klaren Plan angehen. Dazu gehören nicht nur die finanziellen Mittel, die Steigerung der Bekanntheit und die Zusammenstellung der jeweiligen Teams, sondern auch eine Trainerin, eine Assistenztrainerin, eine Analystin und eine richtig gute Managerin“, sagt sie. „Wenn dieses eine Team dann Erfolg hat, ist es wie 1954, als Roger Bannister erstmals eine Meile in unter vier Minuten gelaufen ist. Das hatte vor ihm auch noch niemand geschafft. Aber dann ist es Bannister gelungen und danach konnten es scheinbar plötzlich Dutzende andere auch.“

Weibliche Berufs-Gamer verdienen weniger als ihre männlichen Pendants. Doch genau wie ihre Kollegen möchten sie mit ihrer Leidenschaft ihren Lebensunterhalt bestreiten. Wenn Sie sich in einem wenig erschlossenen Markt mit viel Luft nach oben einen Namen machen wollen, sollten Sie die Zusammenarbeit mit E-Sportlerinnen in Betracht ziehen. Denn dann könnte ein Teil dieses Milliardengeschäfts schon bald Ihnen gehören.

4. Stellen Sie Frauen ein, um Games zu entwickeln (und kaputtzumachen)

Studien in verschiedenen Branchen haben gezeigt, dass Diversität in der Unternehmensleitung dazu beiträgt, die Vielfalt der angebotenen Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen. Dies gilt auch für die Gaming-Industrie, die in der Vergangenheit überproportional viele Männer beschäftigt hat.

In einem Gespräch mit IGN zeigt sich die in Montreal ansässige Spieleentwicklerin Tanya Short besorgt über den Mangel an weiblichen Führungskräften im Gaming. „Wir stecken da mitten in einem Teufelskreis: Wenn Sie Produkte entwickeln, die in erster Linie auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe ausgerichtet sind – und das sind die meisten prestigeträchtigen Produkte –, dann wollen die Leute, die diese Games spielen, dass mehr solche Produkte entwickelt werden“, so Short.  „Das bedeutet konkret: Männliche Entwickler entwickeln Produkte für männliche Gamer, die durch diese Games animiert werden, ebenfalls Spieleentwickler zu werden. Für Frauen kann es schwierig sein, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Doch genau das ist nötig, um Spiele zu entwickeln, die den Bedürfnissen von Gamerinnen entsprechen – und die schließlich das Gamen an sich und den Kauf von Games weiter fördern.“

Will Wright, Schöpfer von Die Sims, teilt diese Ansicht. „Mehr Frauen in der Branche zu haben, wäre eine große Hilfe“, sagte er schon 2008 in einem Interview mit Fast Company. „Wir entwickeln Spiele, die auf uns selbst zugeschnitten sind – auf 40-jährige Männer. Einer der Gründe, warum Die Sims bei Frauen so gut abgeschnitten hat, ist meines Erachtens aber, dass unser Entwicklerteam zu 40 % aus Frauen bestand.“

Ungleichheiten zu erkennen ist ein herausragend wichtiger erster Schritt. Wie aber können Sie Frauen ermutigen, in Ihr Unternehmen einzusteigen? Stellen Sie zunächst sicher, dass Ihre Unternehmenskultur integrativ und von einem respektvollen Umgang geprägt ist und unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen gefördert werden.

Wenn Sie neues Personal einstellen, denken Sie vorher sorgfältig über die Sprache nach, die Sie in Ihrer Stellenbeschreibung verwenden. Denn eine Studie von KPMG belegt, dass 75 % aller weiblichen Führungskräfte in ihrer Karriere schon einmal mit dem Hochstapler-Syndrom zu kämpfen hatten, und einem Bericht im Harvard Business Review zufolge bewerben sich Frauen in der Regel nicht auf Stellen, für die sie nicht alle Kriterien erfüllen. Männer nehmen es im Vergleich dazu nicht so genau. Sie bewerben sich schon, wenn sie 60 % der geforderten Kriterien erfüllen. 

„Es ist wichtig, eigene Stärken, Fähigkeiten und Erfolge anzuerkennen. Man muss daran glauben, dass man Erfolg haben kann“, sagt Amy Nanto, die als Vice President of Sales bei Lionbridge Games federführend für den Vertrieb verantwortlich ist. „Indem wir ein unterstützendes und offenes Umfeld bieten, können wir Frauen dazu ermutigen. So können wir mehr talentierte Frauen für uns gewinnen, die dann zum Wachstum und zum Erfolg des Unternehmens beitragen.“

Aber die Förderung von Vielfalt darf nicht auf Frauen in der Führungsetage beschränkt sein. So wichtig es ist, Frauen einzustellen, die Teams führen und Games entwickeln, Sie müssen auch Frauen einstellen, die Ihre Spiele testen. Achten Sie darauf, dass vielfältige Personengruppen Ihr Game durchgespielt und auf Herz und Nieren getestet haben, bevor Sie auch nur in Erwägung ziehen, es zu veröffentlichen. Nur so finden Sie heraus, ob Sie die gewünschte Gruppe mit Ihrem Game erreichen oder nicht.

Lionbridge Games ist ein Vorreiter und Verfechter der Gleichberechtigung von Frauen in der Welt des Gamings. Wir legen Wert darauf, Arbeitsstellen möglichst oft mit Mitarbeiterinnen zu besetzen – angefangen bei Videospiel-Testerinnen und Autorinnen, über Projektleiterinnen bis hin zu den Führungskräften des Unternehmens. Deshalb führt uns Forbes jetzt schon mehrere Jahre in Folge in der Liste der besten Arbeitgeber für Frauen in den USA. 

Lassen Sie sich doch mal für Ihre Karriere inspirieren! Das sind einige der führenden Frauen hier bei Lionbridge Games.

„Gerade wenn man sich die Spieleindustrie anschaut, bin ich davon überzeugt, dass man durch das Einstellen von mehr weiblichen Mitarbeiterinnen neue Perspektiven und Erfahrungen einbringen kann. So erreicht man mehr Inklusion und Innovation in der Spieleentwicklung,“ stellt Nanto fest.

5. Investieren Sie in Mobile Gaming

Die Zahlen belegen es eindeutig: Frauen wenden sich in Scharen Mobile Games zu. Sie verbringen mehr Zeit damit und geben mehr Geld dafür aus als Männer. 64 % aller Frauen geben an, dass sie am liebsten auf Mobilgeräten spielen; 32 % der Frauen spielen dabei mindestens an 5 Tagen die Woche.

Mobile Gaming ist generell auf dem Vormarsch und einige Publisher haben darauf auch schon reagiert. Waren die Veröffentlichungen von AAA-Studios bislang traditionell auf Konsole und PC beschränkt, gab es in den vergangenen Jahren verstärkt Spiele mit großem Produktionsbudget auch im App Store und bei Google Play. So beliebte Spiele wie Genshin Impact, Fortnite und Roblox waren auch und vor allem auf Mobilgeräten ein Hit. Angesichts dessen dürften Investitionen in Entwicklungen für Handys, Tablets und Co. gut angelegtes Geld sein.

Die Gewinnchancen verdoppeln sich sogar, wenn man weibliche Gamer in die Gleichung aufnimmt. Mobile Games ermöglichen es Ihnen, auf einen Trend aufzuspringen und Ihre Zielgruppe dort abzuholen, wo sie ist. Wenn Sie Kundinnen gewinnen wollen, gehen Sie dorthin, wo sie schon auf Sie warten. Investieren Sie in Mobile Gaming. In Verbindung mit überzeugenden Geschichten für Frauen und einer gezielten Marketingstrategie könnte sich diese Investition auszahlen.

 

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VERFASSERIN
Abigail Smathers